Im Kindergarten arbeiten wir nach dem gleichen Prinzip. So geht es uns nicht darum, den Kindern einfach die Zahlen beizubringen; die haben sie schnell auswendig gelernt – aber ohne sie begriffen zu haben. Wir möchten jedoch, dass ein Kind weiß, was die Menge eins bedeutet, was die Menge zwei und so fort.
U. a. das Montessori-Perlenmaterial bietet dem Kind die Möglichkeit, eine Menge zu verstehen, die es zuvor in der Hand gehabt und wortwörtlich begriffen hat. So entwickelt es eine Vorstellung und ein Gefühl für Mengen. Wenn man diesem Kind irgendwann sagt, dass die Menge „eins“ durch die Zahl 1 dargestellt wird, weiß es genau, wovon wir sprechen, weil es den Weg vom Konkreten zum Abstrakten selbst gegangen ist.
Bei allen Themen achten wir darauf, dass die Kinder das Neue fühlen und sehen können. Buchstaben sind z.B. in Sandpapier ausgeschnitten. Die Konturen lassen sich so sehr gut erfühlen. Es wird klar, wie unterschiedlich die einzelnen Buchstaben sind, dass es große und kleine gibt usw.
In Experimenten verfahren die Kinder nicht anders. Sie lassen Schnee tauen, sie frieren Wasser ein, sie schauen, wie ein Turm gestapelt werden muss, damit er so hoch wie möglich wird. In der Küche beim Backen, in der Natur mit dem Mikroskop - überall lernen die Kinder, indem sie die Welt jeden Tag ein Stückchen mehr begreifen.
Dieses Konzept und die individuelle Begleitung eines jeden einzelnen Kindes ist tägliche und konkrete Vorschularbeit. Ein Kind, das Mengen begriffen hat und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzt, wird einen guten Zugang zu Mathe finden. Ein Kind, das sich einer Sache annähern kann, um sie zu verstehen, und darin seine Selbstkompetenz erfahren hat, wird immer einen Lernweg finden. Wenn ein Kind sich schon oft lange und konzentriert mit einer Sache beschäftigt hat, kann es in der Schule ruhig sitzen. Und wenn es in seiner Auseinandersetzung mit anderen Kindern und innerhalb einer Gruppe sensibel begleitet worden ist, wird es in einer Gruppe von Schülern gut zurecht kommen.